
Bürger von Bonfol. Geboren am 15. Oktober 1940 in Pruntrut, gestorben am 27. Juni 2024. Sohn von Jean Giordano, Schuhhändler und von Marguerite, geborene Barthe, Schneiderin. Verheiratet mit Angelika Heimes, Sekretärin, urspr. aus Deutschland. Drei Kinder. Katholisch.
G. absolvierte eine Lehre als Bankangestellter bei der Berner Kantonalbank in Pruntrut (1956-1959) und arbeitete für eine kurze Zeit in dieser Funktion. Er beschloss aber, sich zu Hause auf die Matura vorzubereiten, was aus Krankheitsgründen jedoch nicht möglich war. G. arbeitete schliesslich als Verwaltungsleiter bei der Zeitung Le Jura in Pruntrut, danach als deren Redakteur (1966-1970). Es folgte eine Anstellung im Staatssekretariat von Pruntrut (1971-1972). Auf Grund seines Engagements auf der Separatisten-Seite in der Jurafrage, war G. zudem Pressechef der Groupe Bélier (1965-1972). Diese Position rückte ihn in das Zentrum der «Giordano-Affäre»: trotz bestandener Prüfung (Sommer 1972) wurde ihm der Zugang zum Lehrerpatent verwehrt, mit der Begründung, dass es ihm an musikalischem Talent1 fehle. Er begann eine Karriere als unabhängiger Journalist, die er bis zu seiner Pensionierung 2005 erfolgreich ausübte. Er war Mitglied der Association jurassienne des journalistes, für die er für lange Zeit den Kassierer stellte.
1977 trat G. der Parti chrétien-social indépendant (PCSI) bei und ein Jahr später wurde er in das Parlament des Kantons Jura gewählt, in dem er bis 1990 Mitglied war. Er nahm in der Funktion an der Initiative nucléaire (1982), Loi sur l'enseignement privé (1984), Loi sur la santé (1986) und Loi d'impôt (1988) teil und setzte sich insbesondere für die Bildungs- und Umweltbelange sowie Ausländerrechte ein. Besonders zu erwähnen ist, dass unter seiner Ägide die Association jurassienne d'accueil des demandeurs d'asile (AJADA) gegründet wurde. Als zweites2 gewähltes PCSI-Mitglied sass G. zudem von 1985 bis 1988 im Stadtrat von Pruntrut. 2009 war er erneut Mitglied des Stadtrates.
G. war ebenfalls Mitglied des Ciné-club de Porrentruy (1960-1980) und ab 1965 der Société jurassienne d'Emulation. Von 1959 bis 1960 arbeitete er in der Gérance & Arbitrage SA in Pruntrut, deren wechselhafte Geschichte ihres Bankrotts er im Buch Banquier Fakir (1992) schildert.
Fast fünfzig Jahre lang leitete G. die Poue-Seiyai, der Fastnachtszeitung von Pruntrut und für über 35 Jahre die Rai-Tiai-Tiai von Ajoie. 1969 war er an der Seite von Jean-Pierre Molliet einer der ersten fünf patriotischen Verweigerern, die ihre militärische Dienstausstattung in Bern deponierten. Diese Aktion brachte ihm drei Wochen Gefängnis ein.
Einzelnachweise
Autor*in der ersten Version: Emma Chatelain, 31/07/2006
Letzte Änderung: 09/07/2024
Übersetzung: Nathalie Wüthrich, 03/12/2024
Bibliografie
Fachliteratur
- Daniel Jeanbourquin, Michèle Fringeli, Denis Moine, Jura souverain, Moutier, Ed. de la Prévôté, 1981, p. 129.
Presse
- Le Quotidien jurassien, 29. Juni 2024.
Onlinequellen
- chronologie-jurassienne.ch, 08. Juli 2024 (Zugriff am: 25. November 2024).
- rfj.ch, 29. Juni 2024 (Zugriff am: 25. November 2024).
Andere
- Persönliche Kommunikation der Autorin mit Victor Giordano.
Zitiervorschlag
Emma Chatelain, «Giordano, Victor (1940-2024)», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://dictionnaire-du-jura.ch/d/notices/detail/4395-giordano-victor-1940-2024, Stand: 14/03/2025.